7. „Bonsai auf Stein setzen“ (Fu-zhi)

Bonsaikleben am Gestein (japanisch: „Shi-fu“) gehört zum „Penjing“ und ist eine besondere Art von Bonsai. Wenn Bäume, Blumen oder Gras zwischen Steinen platziert werden, kommt die natürliche Schönheit zur vollen Geltung. Man schafft eine poetische Atmosphäre und spricht malerische Sinne an, vorausgesetzt, dass die Mischung und Gestaltung geeignet sind.

Geübte können folgende Inszenierungen realisieren: Täler zwischen überhängenden Klippen, Wurzeln am Felsen, einsame Insel ragt aus dem Wasser empor, Gewächs auf Bergketten, Aufrecht-stehen auf Berggipfeln, Klettern auf Gestein etc. Man kann diese Fu-zhi in ihrem verkleinerten Maßstab in Garten oder Wohnzimmer stellen. Die Umgebung wird nicht nur durch die interessante Atmosphäre von Bergen und Wäldern beschmückt, sondern man gewinnt das Gefühl, dass man in der Natur wandert, obwohl man als Betrachter sitzt.

Bonsai am Gestein hängt von einer passenden Komposition von Bäumen und Gestein ab. Deshalb ist es strukturell komplexer als gewöhnliches Bonsai. Die erforderliche Technik ist auch anspruchsvoller. Es ist schwerer, ein gutes Kunstwerk zu produzieren. Viele Anfänger finden es meistens zu schwierig. Ich hoffe, dass Sie als Anfänger die Hoffnung nicht deswegen aufgeben, denn Bonsai am Gestein hat einen besonderen Vorteil. Je schwerer ein Kunstwerk zu erschaffen ist, desto größer sind die Befriedigung und Belohnung beim Gelingen. Am Bonsai, und besonderes beim Bonsai am Gestein, soll man eigenhändig arbeiten. Außerdem ist Bonsai am Gestein weniger kostspielig und die Materialien sind leichter zu finden. So wird der Weg zum Ziel kürzer. Man hat gleichzeitig Bäume und Gestein in einem Kunstwerk. Infolgedessen ist es die beste Übungsaufgabe für Anfänger.

Recherche über Gestein: In der chinesischen Malerei wurde Gestein sehr gewissenhaft untersucht. Wir können durch die Darstellungsmethoden der chinesischen Malerei die Eigenschaft des Gesteins feststellen. Das Gestein in den Kunstwerken der anderen und von der Natur häufiger zu beobachten, kann man sicherlich leichter verstehen, wie ein bestimmtes Gestein seinen Charakter darstellt und ob es mit den daran zu „klebenden“ Bäume harmonisiert. Man kann automatisch mit vollem Vertrauen und Verständnis das Kunstwerk vollenden.

Gestein und Bäume: Gestein in den Gärtnereien in Hong Kong zu finden ist einfach. Die Preise sind auch bezahlbar. Man kann sogar während eines Picknicks oder einer Reise ohne Mühe brauchbares Gestein in den Bergen und auf den Feldern finden. Sie brauchen nur festzustellen, ob dieses Gesteins in Form und Charakter zu den Bonsaipflanzen passt. Man muss nicht zu wählerisch vorgehen. Durch zu strenge Auswahlkriterien macht man sich das Leben unnötig schwer. Der Grundsatz ist: beim „Fu-zhi“ müssen Bäume zum Gestein passen. Es ist nicht so monoton wie gewöhnliches Bonsai.

Zur Wahl der Bäume: Da hierfür kleinere Bäume in Frage kommen, solange sie die gewünschte Form und den Charakter besitzen, muss man nicht unbedingt alte Bäume nehmen. Eine Auswahl der Bäume ist hiermit leichter zu treffen. Mit gutem Konzept und künstlerischer Inspiration kann der Schaffenden hervorragendes Kunstwerk komponieren, ohne sich in große Unkosten zu stürzen.

Aufbewahren der Materialien: Für eine Gestaltung eines gewöhnlichen Bonsai bzw. einer kollektiven Einpflanzung muss man Materialien vorrätig haben und deshalb rechtzeitig sammeln. Wir sehen oft in Blumengeschäften Saatgute und Keimlinge verschiedener Blumen und Bäume wie Ulmen, Fu-jian-Teebäume, Man-tian-xing, Yue-ju, Qu-mei etc. Sie sind preiswert und viele können zum Bonsai-Kleben-am-Gestein eingesetzt werde. Gestein wie Ying-de, Lian-zhou, Sandstein etc. sind nicht teuer. See-Steine aus Hong Kong sind sogar sehr billig. Solche Materialien sollen für spätere Anwendungen gesammelt und aufbewahrt werden. Deswegen habe ich gesagt, dass Bonsai am Gestein kein kostspieliges Kunstwerk ist.

Man soll einen Unterschied zwischen „Fu-zhi“ und gewöhnlichem Bonsai berücksichtigen: Wenn einem nach der Einpflanzung der Bäume ein Bonsai nicht gefällt, oder eine andere Gestaltung besser wirken würde, kann man die Bäume immer noch umändern. Beim „Fu-zhi“ ist aber eine Änderung nicht möglich, denn die Pflanzen sind am Gestein fest gewachsen. Jede Verschiebung könnte den Stämmen oder Wurzeln der Pflanzen Schaden zufügen. So muss man sorgfältig planen und genau überlegen, ob die Pflanze mit dem Gestein harmonisiert, ob die Lage im Topf ideal ist, ehe man mit dem „Kleben“ anfängt.

Man soll Pflanzen auswählen, deren Wachstum einigermaßen abgeschlossen ist, und bei denen in den nächsten 3 bis 5 Jahren keine große Änderungen vorkommen. Gestein soll hart und solid sein. Da das Gestein die Wärme der Sonnenstrahlen absorbiert und der Pflanze weiter gibt, so wachsen die Pflanzen schneller. Sie ändern ihre Form auch leichter als die im gewöhnlichen Bonsai. Die Wurzelhaare werden durch die Hitze leicht ausgetrocknet. Vor allen Dingen passiert dies bei den halb am Gestein „geklebten“ Pflanzen. Man soll die Pflanzen reichlich bewässern. Nach 3 bis 5 Jahren werden die Pflanzen größer und stärker als die im gewöhnlichen Bonsai. Das Gestein soll beim Einpflanzen größer sein als die Pflanzen. Während des Wachstums kann man die Pflanzen trimmen und beschneiden. Am Ende soll die Größe beider Objekte zu einander gut passen. In der Regel hört das Wachstum der Pflanze nach 5 Jahren auf. Die Form und Größe werden sich bis dahin stabilisieren. Der Grund ist, ihre Umgebung liefert eine gewisse Einschränkung für ihr Wachstum. Wir sehen, dass die Wurzeln der Tannen und Fichten auf dem Gestein vom Klippen wachsen nur auf der Oberfläche oder in den engen Gesteinspalten mit wenig Erde. Sie leben nur vom Regen, Tau und Sonne. So erkennen wir, wie stark die Lebenskraft von Pflanzen am Gestein ist.

Zeiten für „Paarung“ von Pflanzen und Gestein: Es hängt von der Sorte der Pflanzen ab. Bäume, die Kälte nicht gut überstehen, sollen im späten Frühling bzw. im Sommer mit dem Gestein gepaart werde. Die Einpflanzung darf nicht nach dem Herbstanfang stattfinden. Andere Pflanzen sollen im März vor dem Keimen gepaart werden. In dieser Zeit wachen die Pflanzen aus dem Winterschlaf auf. Das Wetter wird allmählich warm. Sie werden aktiv und das Wachstum wird angeregt. Ulmen keimen früher als die anderen Bonsaipflanzen. Sie können am Frühlingsanfang gepaart werde. Tannen und Fichten sind winterharte Bäume. Sie können sogar am Winteranfang gepaart werden. Sonstige Pflanzen sollen nach Mitte Herbst nicht mehr gepaart werden.

Für den Standort des Bonsai, seine Bewässerung, das Düngen, die Bodenqualität etc. hängt es von der Bonsaisorte, Region und Klima ab. Es gibt keine einheitlichen Regeln. Es gibt umfangreiche Literatur und zahlreiche Bücher. Man kann sie anschaffen und durchlesen. Ich werde hierüber nicht mehr beschreiben.

Liebe Bonsaifreunde, nun wünsche ich Ihnen viel Spaß und Genuss, wenn Sie meine Empfehlung für Ihre Bonsaikünste in der Praxis anwenden.

Bonsai mit kollektiven Stämmen besitzt die besten Eigenschaften der Darstellung, Kreativität, Kunst, Realität und Natürlichkeit. Sein Charakter ist fein und Ruhe spendend. Sie kann unendlich viele Variationen anbieten und Gedanken, Fantasie und Talent der Schaffenden reflektieren. Außerdem ist sie wirtschaftlich.

Beim Suchen nach Materialien sind einzelne Stämme vielleicht unansehnlich. Ihnen fehlen Zweige; sie mögen einseitig oder schon ausgetrocknet sein. Im Auge einer Bonsai unkundigen Person sind solche Stämme Abfälle. Aber in den Händen eines Bonsaikünstlers kann mit solchen leicht defekten Stämmen durch Geschicklichkeit und Erfahrung ein lobenswertes Kunstwerk hervorzaubern.

Ich persönlich habe an Bonsai mit kollektiven Stämmen das meiste Interesse. Deshalb habe ich es hier mit herzlichster Empfehlung geschildert. Ich bin davon überzeugt, dass ihm die Bonsai-Gemeinschaft zunehmende Aufmerksamkeit schenkt und die Techniken dafür weiter entwickelt werden.


Suggestions? info@manlungpenjing.org